Was feiern wir?
In 2017 feierte die Evangelische Kirche den Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg vor 500 Jahren, jetzt steht 2021 das nächste Fest vor der Tür: Luthers mutiger Auftritt vor dem Wormser Reichstag. Mit diesen historischen Ereignissen erinnern wir uns zugleich an 500 Jahre Wirkungsgeschichte des Protestantismus. Aber viel mehr noch: Wir fragen auch – was heißt es, 'evangelisch zu sein' im 21. Jahrhundert?
Martin Luther entdeckte damals nach langem Ringen: Gott ist mir gnädig (sola gratia) und ich darf das glauben (sola fide). In Jesus Christus finde ich Orientierung für mein Leben (solus Christus), der mir mit seinem lebendigen Wort in der Bibel (sola scriptura) begegnet. In Zeiten von eigenem Leistungsdruck und hohen Fremderwartungen, wo Menschen immer wieder fragen „Genüge ich eigentlich? – Mir selbst, den anderen?“ – eine durchaus aktuelle Fragestellung, die heilsam entlasten kann. Gott bedingungslos auf seiner Seite zu wissen, ihn im Rücken zu haben, kann Mut machen und Kräfte freisetzen. Diese Zusage kann helfen, das Leben fröhlich und mit Hoffnung zu gestalten, auch wenn es im Alltag immer wieder einen Parcours von Eigen- und Fremderwartungen zu meistern gilt.
Auch das Leben Martin Luthers war von Widerständen und Krisen geprägt. Und doch hat er aus seinem Glauben heraus zusammen mit anderen Mitstreitern der Reformation wie bspw. Philipp Melanchthon, Huldrych Zwingli und Johannes Calvin die Kraft gefunden, ´die Welt zu verändern` mit Auswirkungen bis in die Neuzeit hinein: Die Freiheit des Gewissens (die er vor allem beim Wormser Reichstag betonte, die Autonomie des Einzelnen –auch in Glaubensdingen -, die maßgeblich Förderung der deutschen Sprache durch Luthers meisterhafte Übersetzungsarbeit im Blick auf Altes und Neues Testament – all das gehört hierher. Darum feiern wir aus gutem Grund auch 2021 500 Jahre Reformation in Deutschland.
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