Multimedia-Inszenierung
Der „Luther-Moment“ - Ängste zu überwinden
Bildquelle: Rudolf Uhrig / EKHNDer Chefankläger alias Rufus Beck wird an die Fassade projeziert und blickt auf den Reformator Martin Luther hinunter19.04.2021 epd/red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
"Ja, das war lebensgefährlich für Martin Luther", bestätigte Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, auf Anfrage der SWR-Moderatorin. Dabei bezog sich der Kirchenpräsident auf den standhaften Auftritts des Reformators vor 500 Jahren auf dem Wormser Reichstag. Kirchenpräsident Jung wies in der SWR-Sendung darauf hin, dass beispielsweise 100 Jahre zuvor der böhmische Reformator Jan Hus hingerichtet wurde. Das wusste Luther. Was aber hat dazu geführt, dass Martin Luther seine eigenen Ängste überwunden hat? Dieser Frage widmet sich die Multimedia-Inszenierung „Luther-Moment“, die der SWR am Samstag, 17. April 2021, live im Fernsehen überträgt. Sie erinnert daran, dass Martin Luther nach der Bedenkzeit einer Nacht den Mut fand, seine Schriften nicht zu widerrufen – auch vor dem Kaiser während des Wormser Reichstages 1521. Projektleiter Fabian Vogt erklärt: „In der Nacht vom 17. auf den 18. April ist aus einem ängstlichen ein mutiger Mensch geworden.“
Der „Luther-Moment“ in Worms
500 Jahre nach Luthers historischer Verteidigungsrede auf dem Wormser Reichstag feiert die EKHN das Jubiläum auch mit einer aufwendigen Multimedia-Inszenierung. Die Nordfassade der evangelischen Wormser Dreifaltigkeitskirche wird dafür zu einer 50 mal 15 Meter großen Leinwand.
Zur rund halbstündige Licht-und-Ton-Show „Der Luther-Moment“ gehört ein kleines Schauspieler-Team, sowie Blechbläser und eine Band. Dabei wird der Bogen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart gespannt. Einen der Höhepunkte beschreibt Karsten Packeiser vom epd. Als meterhohe Lichtprojektion „bekommt das düstere Gesicht von Rufus Beck wahrhaft diabolische Züge. Gleich in siebenfacher Ausführung blickt der Schauspieler als übergroßer Chefankläger aus der Kapuze seiner roten Kutte heraus auf den Reformator Martin Luther hinunter.“ Martin Luther wird von „Tatort“-Darsteller Isaak Dentler gespielt und als Wittenberger Professor ruft er: „Wenn ich nicht durch das Zeugnis der Heiligen Schrift oder durch Argumente überzeugt werde, bleibt mein Gewissen allein an Gottes Wort gebunden.“ Und darum wolle und könne er nicht widerrufen.
Standhafte und glaubwürdige Persönlichkeiten der Geschichte
Die Inszenierung des deutsch-iranischen Regisseurs Parviz Mir-Ali zeigt, dass auch andere Persönlichkeiten der Geschichte „Luther-Momente“ hatten – und damit ihren Überzeugungen trotz Widerständen treu geblieben sind: Und so wird Mahatma Gandhi auf die Fassade der Kirche projeziert, auch Flugblätter der „Weißen Rose“ gegen die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten regnen die Fassade herab. Bald darauf brennen dort die Kerzen der friedlichen Bürgerproteste aus der Leipziger Nikolaikirche. Auch die Flüchtlingshelfer von 2015, die «Seawatch»-Kapitänin Carola Rackete und die Frauen aus der weißrussischen Oppositionsbewegung tauchen auf.
Auch Luther war mit einer ansteckenden Infektionskrankheit konfrontiert - der Pest
Vor dem Start der Inszenierung hatte Kirchenpräsident Jung den Bogen zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Situaiton gespannt: "Im Moment gibt es auch viel Widerspruchsgeist." Wobei die Inhalte umstritten seien. Deshalb sei gefragt, sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Kirchenpräsident Jung ging davon aus: "Luther hätte dafür gestanden, dass Menschen für einander da sind und sich gegenseitig schützen." Auch Luther habe eine Art Pandiemie erlebt - die Pest in Wittenberg 1527. Laut Kirchenpräsident Jung soll Luther dafür plädiert haben, sich an die Schutzmaßnahmen zu halten und Halt in starkem Glauben zu finden - ohne dabei die Vernunft auszuschalten. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der «Luther-Moment» ohne Publikum aufgeführt und live im SWR-Fernsehen ausgestrahlt.
Festgottesdienst im ZDF am 18. April um 09.30 Uhr
500 Jahre nach der Weigerung Luthers, seine Lehren zu widerrufen, wird ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, der im ZDF übertragen wird: Er wird durch den katholischen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gestaltet, der evangelische Kirchenpräsident Volker Jung wird die Predigt halten.
Die Gottesdienst-Übertragung kann direkt beim ZDF im laufenden Live-Programm angeschaut werden am Sonntag, den 18. April 2021 ab 09.30 Uhr.
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