Reformationsjubiläum 2017

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    200 Jahre Nassauische Union

    Idstein schreibt ein Stück Glaubensgeschichte

    EKHN/RahnIdsteiner Unionskirche: Feier zu 200 Jahre Nassauer Union 2017Idsteiner Unionskirche: Feier zu 200 Jahre Nassauer Union 2017

    Auftakt zu dem Festwochenende 200 Jahre "Nassauische Union": Damals einigten sich zerstrittene evangelischen Konfessionen erstmals 300 Jahre nach der Reformation in wichtigen Fragen. Das freute in Idstein jetzt nicht nur die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Hessens Kultusminister Alexander Lorz.

    Bildergalerie

    Unionskirche Idstein 2017 Kirchenpräsident Jung begrüßt zum Festakt in Idstein 2017 Dreyer und Lorz beim Unionsfest in Idstein Festredner Axel Noack in der Unionskirche 2017 Kirchenpräsident Schad in der Unionskirche
    EKHN/RahnHoher Besuch bei 200 Jahren Nassauer Union mit (v.l.): Moderator Vorländer, Altbischof Noack, Kultusminister Lorz, Ministerpräsidentin Dreyer, Kirchenpräsident Jung und Kirchenpräsident SchadHoher Besuch bei 200 Jahren Nassauer Union mit (v.l.): Moderator Vorländer, Altbischof Noack, Kultusminister Lorz, Ministerpräsidentin Dreyer, Kirchenpräsident Jung und Kirchenpräsident Schad

    Am 11. August vor 200 Jahren schrieb Idstein im Taunus Kirchengeschichte. Erstmals in einem deutschen Flächenland überwandten dort die beiden, in der Reformation entstandenen evangelischen Konfessionen ihre theologischen Differenzen. Nach der Einigung von Idstein gingen lutherische und reformiert geprägte Christinnen und Christen gemeinsam zum Abendmahl. Das Ereignis, das auf Initiative des damaligen Herzogs Wilhelm I. von Nassau (1792-1839) zu Stande kam, ging als „Nassauische Union“ in die Historie ein. Am Freitagabend eröffneten die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Kirchengemeinde Idstein und das Evangelische Dekanat Rheingau-Taunus sowie viele Kirchengemeinden im Umland mit einem Festakt die Feiern unter dem Motto „Unterschiede überwinden – gemeinsam feiern“. Sie werden am Samstag mit einem großen Volksfest in der Stadt fortgesetzt und enden am Sonntag mit einem Festgottesdienst in der Idsteiner Unionskirche, die heute als eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Region gilt.

    Dreyer: Gräben ohne Identitätsverlust überwinden

    Anlässlich des 200jährigen Jubiläums würdigte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Freitagabend (11. August) die Nassauische Union als „besonderes historisches Ereignis, nicht nur weil es die erste Union zwischen zwei Konfessionen in einem deutschen Flächenland war, sondern auch weil beide Seiten in dem Unionskompromiss ihre Identität wahrten“. Die Kirchenunion zeige, dass eine starke Motivation, tief sitzende Gräben zu überwinden, und die Bereitschaft, einen tragfähigen Kompromiss zu finden, zu Lösungen auch bei schwierigen Fragen führen können. „Der Gedanke, dass Christen Unterschiede überwinden können, um gemeinsam den Glauben zu bekennen und in der Welt für die Menschen zu handeln und Frieden zu befördern, bildet die Verbindungslinie zwischen dem historischen Ereignis und der Gegenwart. Das schöne Motto des Jubiläumsfestes ‚Unterschiede überwinden – gemeinsam feiern‘ ist heute so wichtig wie damals, wenn wir etwa an das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten denken“, so die Ministerpräsidentin. Das Territorium des früheren Fürstentums Nassau reichte in weite Gebiete des heutigen Rheinland-Pfalz hinein.

    Lorz: Fähigkeit des Aufeinanderzugehens bewahren

    Nach Worten des Hessischen Kultusministers Alexander Lorz ist „der Begriff der Union in unserer deutschen Sprache ein positiv besetzter Begriff“. Er stehe für Einigkeit, gemeinsames Handeln und „vielleicht auch im besten Sinne für gemeinsame Werte – auch wenn dies oft erst das Ziel und nicht bereits das Ergebnis zu ihrer Gründung ist“, sagte er in Idstein am Freitagabend. Lorz: „Dass die Nassauische Union ein Erfolg war, können wir heute sehen, wenn sie ihr 200-jähriges Bestehen feiert. Einigkeit zu finden, Kompromisse auszuloten – das ist etwas, das Kirche wie auch den demokratisch verfassten Staat in vielen Handlungen prägt. Und es ist etwas, wovor auch jeder einzelne Mensch in vielen Fragen des Lebens gestellt wird. Ich hoffe, dass wir alle in unseren öffentlichen Aufgaben wie in unserem persönlichen Handeln, uns die Fähigkeit des Aufeinanderzugehens bewahren oder vielleicht auch wieder stärker lernen“, so der Minister.

    Jung: Verschiedenen Glaubensformen bejahen

    Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hob hervor, dass die Nassauische Union im damaligen Deutschen Bund große Beachtung gefunden habe und von vielen als wegweisend angesehen wurde. Von heute aus betrachtet sei die Idsteiner Entscheidung „auch wegweisend für das Selbstverständnis der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau“, die aus dem Zusammenschluss der ehemals selbständigen Landeskirchen Nassau, Hessen-Darmstadt und Frankfurt hervorgegangen ist. Die EKHN sei eine unierte Kirche, die den unterschiedlichen konfessionellen Prägungen Raum gegeben habe. Jung: „Gelebte Einheit des Glaubens bedeutet nicht Vereinheitlichung, sondern ein Ja zu unterschiedlichen Formen des Glaubens“. Die Einheit des Glaubens gründe im festen Vertrauen auf die durch die Taufe bestehende Verbindung zu Jesus, so der Kirchenpräsident.

    Schad: Unterschiede akzeptieren lernen

    In seinem Grußwort betonte der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, der auch Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK) ist, dass die Union von Idstein auch Impulse für die heutigen Herausforderungen im Dialog der Religionen setzen könne. So sei der Gedanke, Unterscheide zu akzeptieren, aber eigene Traditionen zu pflegen, wegweisend. „Im Blick auf die gegenwärtige Herausforderung, die zunehmend multiethnische und multireligiöse Situation konstruktiv zu gestalten, kann das Modell von „Einheit“ von „Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit“ Orientierung geben“. Ziel müsse es sein, „Unterschiede konstruktiv aufeinander zu beziehen“, dann sei es auch möglich, sogar miteinander zu feiern, so Schad.

    Noack: Frage nach der Wahrheit nicht verdrängen

    Der frühere sächsische evangelische Bischof Axel Noack erklärte in seinem theologischen Hauptvortrag zum Festakt, dass die Gedanken der Union zu „mehr als einer richtig verstandenen Toleranz“ führen müssten, die das andere nur aushalte. Ziel müsse es sein, „Unterschiede ertragbar zu machen, ohne auf die Frage nach der tragenden Wahrheit zu verzichten“. Nach Noack sei die Union der Versuch gewesen, zur Einigung in „Liebe und Wahrheit“ zu kommen. Sie habe einerseits eine „unwahrhaftige, scheinheilige Liebe und andererseits den „lieblosen harten Dogmatismus“ vermieden. Noack hatte seinen Beitrag unter die Überschrift „Wie viel Kompromiss verträgt die Wahrheit?“ gestellt und danach gefragt, inwieweit die Union von 1817 auch als aktuelles Modell für den Umgang mit Unterschieden dienen kann.

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