Reformationsjubiläum 2017

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    „Wir dürfen scheitern, wir dürfen zweifeln“

    Die evangelische Kirche feiert 500 Jahre Reformation – und der Schauspieler, Theologe und Musiker Julian Sengelmann feiert mit. Weil die Reformation ein neues Verständnis von Freiheit gebracht habe – und die Gewissheit, dass Gott auch Menschen liebt, die scheitern.

    GEP/EKD

    Herr Sengelmann, was ist für Sie die größte Errungenschaft der Reformation?
    Da gibt es mehr als eine. Es sind so viele Dinge passiert, die wir heute nicht mehr wegdenken können: der freie Zugang zu Bildung, das Verständnis von Freiheit. Dass wir Institutionen und uns selbst immer wieder hinterfragen müssen. Dass wir zweifeln und scheitern dürfen und nicht gescheitert bleiben. Der Wahlspruch der Reformation: "Ecclesia semper reformanda", das bedeutet: Die Kirche muss sich immer weiter verändern.

    Was bedeutet Freiheit für Sie?
    Freiheit ist Zuspruch und Anspruch. Wichtig ist zu erkennen, was einen unfrei macht. Das sind oftmals ganz profane Dinge. Wenn alle meine Freunde ein bestimmtes Paar Schuhe tragen – und ich denke, ich müsste das auch. Muss ich aber nicht. Freiheit ist das höchste Gut und wir müssen immer wieder prüfen: Was macht Freiheit aus, was macht unfrei und was muss ich tun, damit auch andere Menschen frei sein können?

    GEP/EKD

    Hilft Martin Luther Ihnen an dieser
    Stelle weiter?

    Martin Luther ist für mich ein Vorbild in Sachen Freiheit. Er trat mit großer Entschlossenheit und Standhaftigkeit der Seele für seine Überzeugung ein. Er glaubte nicht mehr daran, dass Kirche weiter so funktionieren könne wie zuvor. Mit Strukturen, die die Menschen unterdrückten – und einer Lehre, die das Seelenheil der Menschen daran band, dass es ihnen gelinge, Gott gnädig zu stimmen.

    Freiheit kommt bei Luther aus seinem Glauben. Weil er sich von Gott geliebt wusste, obwohl er sich oft als schwach und zweifelnd erlebt hat. Wie geht es Ihnen damit?
    Ich zweifle total viel und das ist auch völlig in Ordnung. Die Frage ist, wie gehst du mit Zweifeln und wie gehst du mit Scheitern um? Eine meiner Lieblingsbands ist Coldplay. Sie haben eine sehr schöne Liedzeile: "Just because I'm losing doesn't mean I'm lost". Frei übersetzt könnte man sagen: Nur weil ich scheitere, heißt das nicht, dass ich gescheitert bleiben muss. Das ist wichtig und schön am Protestantismus: Wir dürfen scheitern, wir dürfen zweifeln. Wir sind in unserem Scheitern und in unserem Zweifeln geliebte Kinder Gottes. Scheitern hat nicht das letzte Wort. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir glauben daran, dass der Tod seiner Macht und seiner Endgültigkeit beraubt ist.

    In der Theologie wird dieser spannende Gedanke als „Rechtfertigungslehre“ bezeichnet. Wie wichtig ist sie Ihnen?
    Wenn man die Rechtfertigungslehre verinnerlicht, entlastet sie total. Der Mensch ist "simul iustus et peccator", wie Martin Luther predigte: Er ist gleichzeitig Sünder und von Gott Gerechtfertigter. Das heißt: Wir dürfen scheitern, wir bleiben aber nicht gescheitert.

    Hilft Ihnen der Glaube bei der Arbeit vor der Kamera?
    Ja und Nein. Vieles vor der Kamera ist Handwerk und passiert durch Erfahrung, Einübung und durch Vorbereitung. Aber natürlich werde auch ich mich beim Text verhaspeln. Das ist ärgerlich – gerade in unserer Gesellschaft, in der du immer nur bist, was du machst oder was dein Status ist. Deshalb ist es wichtig zu versuchen, alles professionell zu machen. Aber am Ende wird mein Seelenheil davon nicht abhängen.

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    Im Interview

    Reformationsbotschafter Julian Sengelmann

    Die Botschafterkampagne der Evangelischen Kirche in Deutschland ist eine Kooperation mit dem Verein Reformationsjubiläum 2017 e.V. und dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP).

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