Reformationsjubiläum feiern
Gottesurteil bestanden - Theater um Luther in Petterweil
Ev. Dekanat WetterauDurch seine Kusine Grete aus Petterweil lernt Erasmus Alberus Luther kennen.09.11.2017 ara Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Ulrike Schramm und Lilly Gress hatten ein kurzweiliges Stück geschrieben, in dem viele Petterweiler vor und hinter der Bühne mitwirkten. Tom Meusert brillierte als scharfzüngiger Ablassprediger Ignatius und hätte Luther (Thomas Hechler) nicht so tapfere Mitstreiter gehabt wie den Medizinstudenten Matthias (Christopher Boeder) - dann hätte sein Konterpart ihm fast die Schau gestohlen. Drastisch stellt er dem Volk die Bilder ihrer Liebsten im Fegefeuer vor Augen: „Hört ihr die Toten rufen?“
Doch Matthias wirft sich in die Bresche für die Sache des Protestantismus: Gnade und Vergebung kommen von Gott, nicht vom Einwurf einer Münze in den Ablasskasten! Soviel Frechheit will Ignatius mit einem Gottesurteil bestraft sehen: aus einem Kessel mit kochendem Wasser soll Matthias eine Münze herausholen. Verheilt die Hand in drei Tagen, gilt das Urteil als bestanden, sonst droht die Inquisition. Es sieht bedrohlich aus, der Dampf aus dem Kessel zieht über die Bühne ins Publikum – doch Matthias steckt mutig seine Hand ins Wasser. Und er bleibt unverletzt. Wie gut, dass ihm der Medicus Paracelsus (Nicolai Camesasca) zur Seite stand, mit einem kleinen chemischen Taschenspielertrick.
So steht denn auch dem Happy End nichts mehr im Wege: Matthias wird von Luther höchstpersönlich mit seiner Liebsten Anna (Frauke Schrage) vermählt.
Ein Stück, das nicht nur den Schauspielern auf der Bühne sichtlich Spaß machte, sondern auch dem Publikum. Sonderapplaus gab es für die regionalen Schmankerl: da tritt auch Erasmus Alberus (Lukas Golla) auf, der in Bruchenbrücken geborene Anhänger Luthers und wohl bekannteste Reformator der Wetterau. Die Tür zu Luther öffnet ihm im Stück seine Kusine Grete (Rike Golla). Die kommt – wen wunderts – aus dem kleinen Ort Petterweil.
Zwei Jahre hatte die Vorbereitung für eine zu 100 Prozent Petterweiler Produktion gedauert. Lilly Gress und Ulrike Schramm schrieben das Stück nach einer Idee von Hans-Peter Kümmel. Für die Regie zeichnete ein Profi verantwortlich: Anne Giorgio, die bereits bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen inszeniert hat. Der Kunst-Leistungskurs von Jens Gutmann an der Kurt-Schumacher-Schule hatte das Bühnenbild entworfen. Nicola Piesch und Pfr. Michael Neugber sorgten mit Saitenspiel und Flöte für Mittelalterfeeling während der Umbaupausen.
Die rundum gelungene Veranstaltung wurde eingerahmt von einem kleinen Mittelaltermarkt: bei Kerzenlicht gaben Falkner und Eselsführerin, Marketenderin, Wahrsagerin, Steinmetz und Tanzbär einen Eindruck vom Leben vor 500 Jahren. Freche Lieder sangen dazu die Spielleute aus der Pfadfindergruppe Graue Adler. Theater um Luther in Petterweil: ein außerordentlich vergnüglicher Abschluss des Reformationsjubiläums.
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