Große - und kleine - Gottesdienste bewegen viele Menschen
Auf Entdeckungsreise im düsteren Kirchenschiff
bonViele Besucher kamen zum zentralen Gottesdienst des Dekanats Selters in die Montabaurer Lutherkirche.01.11.2017 bon Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Auch im Westerwald haben Tausende Menschen den Reformationstag gefeiert. Seit Beginn des Jahres erinnern die 33 Kirchengemeinden der evangelischen Dekanate Selters und Bad Marienberg mit mehr als 100 Veranstaltungen an die Veröffentlichung der 95 Thesen, mit denen Martin Luther vor 500 Jahren die Kirche und die Welt veränderte. Die zentralen Festgottesdienste beider Dekanate in Gemünden und Montabaur markierten nun den Höhepunkt des Jubiläumsjahres.
Frage hallt durch düstere Kirche
Der Abend in der voll besetzten Montabaurer Lutherkirche stand unter dem Motto des Reformationsjubiläums: Gott neu entdecken. Zu Beginn schritt Pfarrer Michael Rother durch eine stockdüstere Kirche – mit einer Laterne in der Hand und einer Frage auf dem Herzen: „Weißt Du, wo Gott ist?“. Eine Frage, die Menschen seit Ewigkeiten bewegt und die sich wie eine Spur durch den Montabaurer Gottesdienst zog. Präses Michael Müller, Pfarrer Oliver Sigle, Pfarrerin Ilona Fritz, der katholische Pfarrer Alfred Much und Dekan Weik gingen dieser Spur nach, indem sie Sucher und Entdecker der Kirchengeschichte vorstellten: das Volk Israel, das Gott als den Einen entdeckt; Luthers Erkenntnis, dass alleine der Glaube vor Gott gerecht macht und auch die neuen theologischen Strömungen wie die Befreiungs- oder die Feministische Theologie. Musikalisch untermalt wurde die geistliche Entdeckungsreise von den Ensembles Frechblech, Capella Taboris unter Leitung des Dekanatskantors Jens Schawaller.
Der Glaube alleine
In der mit rund 400 Besuchern bis auf den letzten Platz besetzten Stiftskirche in Gemünden ging es derweil um die fünf Gaben der Reformation. Gemündens Pfarrer Dr. Axel Wengenroth beschäftigte sich mit der Rechtfertigungslehre Luthers, die besagt, dass der Glaube allein genügt, um gerecht zu werden. Axel Breitkreuz, Lehrer am Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg, veranschaulichte anhand von Beispielen aus seiner Kindheit in Kasachstan die Glaubensbildung durch die Heilige Schrift. Die Mitarbeiterin der Diakoniestation Hachenburg-Bad Marienberg und Prädikantin Ellen Barbonus sprach über die Diakonie, das Geschenk der Liebe ohne Gegenleistung. Prädikantin Bettina Luck zeigte unter anderem am Beispiel der Straßburger Reformatorin Katharina Zell, die Auswirkung des Priestertums aller Gläubigen. Dekan Martin Fries sprach am seinem letzten Arbeitstag vor der Versetzung in den Ruhestand über die Freiheit: „Wir sind von Gott befreit uns selbst anzunehmen“, sagte er. Die Liturgie des Gottesdienstes lag bei Pfarrerin Katrin Krüger aus Emmerichenhain. Musikalisch gestaltet wurde er vom Vox Humana Ensemble, der Dekanatsband „Beziehungsweise“ und Chören und Posaunenchören aus den Kirchengemeinden des Dekanats. Die Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten unter Leitung von Dekanatskantor Christoph Rethmeier wurden mehrfach mit begeistertem Applaus belohnt.
Viele Gemeinden feierten
Die Gottesdienste in Montabaur und Gemünden waren freilich nicht die einzigen in den beiden Dekanaten. Viele Gemeinden feierten bereits am Morgen das Reformationsjubiläum: Unter anderem trafen sich in Herschbach katholische und evangelische Christen zu einem ökumenischen Kirchspiel-Gottesdienst mit vielen Gänsehaut-Momenten. Besondere Festlichkeiten gab es auch in Mudenbach, wo die Kirchengemeinde Kroppach außerdem den 50. Geburtstag der Kirche in Mudenbach beging und in Rennerod, wo die Kirchengemeinde zusätzlich die genau 50 Jahre zurückliegende Eröffnung der Evangelischen Kindertagesstätte in Rehe feierte.
Es geht weiter
Zu Ende ist das Reformationsjubiläum damit noch nicht: Bis zum Dezember laden die Kirchengemeinden zu Gottesdiensten, Treffen und Konzerten ein. Eine Übersicht über sämtliche Veranstaltungen gibt’s in den Programmheften, die in den Kirchengemeinden der Dekanate ausliegen oder im Internet.
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